Vipassana-Retreat FACTS Sri Lanka Februar 2018

Seit über einem halben Jahr, als wir erstmalig von „Vipassana“ gehört hatten, stand es ganz weit oben auf unserer To-Do-Liste, an einem solchen Retreat teilzunehmen. Wir lernten anfangs einiges über Meditation, als wir in Thailand im Yoga House Chiang Mai arbeiteten. Meditation hat uns so sehr fasziniert, dass wir uns mit dem Thema Vipassana intensiv beschäftigten und am Liebsten direkt starten wollten. Bereits zwei Mal hatten wir uns in einem der vielen Tempel, in denen diese Technik des Meditierens gelehrt wird, registrieren lassen, damals noch in Thailand, und zwei mal hielt uns ein Krankenhausaufenthalt davon ab. Vom 10.02. bis 21.02.2018 war es nun endlich soweit, in Sri Lanka, genauer gesagt in Anuradhapura. Wir waren gespannt, neugierig, aufgeregt was uns erwarten wird. Aber vor allem: wir waren bereit!

 

Das Center

Nur wenige Bus-Minuten von der Stadt Anuradhapura entfernt liegt nun dieser heilige Ort, an dem die Kunst der Vipassana-Meditation gelehrt wird. Bereits als wir ankamen waren wir von nichts als Vogelgesang und Natur pur umgeben, weit weg von all dem Trubel der Außenwelt. Wir mussten uns zunächst registrieren lassen, danach bezogen wir unsere Zimmer und wechselten unser Outfit (dazu später mehr). Es war erst 13:00 Uhr und noch genug Zeit, bis ca. 19:00 Uhr eine kleine Einführung stattfand und das große Schweigen begann. In der Zwischenzeit hatten wir noch die Gelegenheit, uns zu unterhalten und uns mit anderen Teilnehmern auszutauschen. Letztendlich waren wir ca. 30 Männer und ca. 30 Frauen, ein guter Mix aus Reisenden und Einheimischen, manche waren Neulinge, so wie wir, manche kamen bereits das zweite oder dritte Mal.

Unsere Zimmerchen waren super einfach, und trotzdem super schön. Zunächst teilte ich mir mit einem Chinesen das Zimmer, welcher jedoch nach einem Tag auf Grund von Krankheit ein Einzelzimmer bekam und nach dem vierten Tag abreisen musste. So hatte ich mein eigenes kleines Zuhause für die restlichen 9 Tage. In Anni‘s Unterkunft hatte jede Teilnehmerin von Beginn an ein Einzelzimmer. Es gab auch keinen Strom, zumindest in der Unterkunft, sodass eine Taschenlampe essentiell war. Alle Mahlzeiten gab es in der Dining-Hall

Frauen-Unterkunft

 

Dining-Hall

Jeder hatte seinen zugewiesenen Essensplatz. Zu guter Letzt und der heiligste Ort des Centers war die Dhamma-Hall. Die Dhamma-Halle (Dhamma bedeutet im Buddhismus das von Buddha erkannte und verkündete „Daseingesetz“, wie der Geist und der Körper funktioniert. Auch das würde ziemlich weit führen, um das zu erklären). Sie ist DIE Halle, in der wir meditierten und die Technik des Vipassana gelehrt bekamen. Dort haben wir auch entsprechend die meiste Zeit verbracht. Sie war riesig, sodass alle Teilnehmer darin Platz fanden, auch hier jeder seinen eigenen, zugewiesenen Platz.

Dhamma-Hall

Der Rest der Anlage war komplett begrünt, der perfekte Ort, um abschalten zu können!

Alle Anweisungen wurden grundsätzlich in Englisch gegeben. Es bestand jedoch auch die Möglichkeit, nach einem Audio-Guide auf Deutsch zu fragen. Man bekommt dann bei jeder neuen Anweisung ein Headset, um auf Deutsch gelehrt zu werden. Das nahmen wir beide auch unabhängig voneinander in Anspruch. Unser Englisch ist zwar mittlerweile auf einem richtig guten Stand, aber wir waren so neugierig und wissbegierig, dass wir sichergehen wollten, auch 100 % zu verstehen. Es kommt ja doch mal vor, dass man das ein oder andere Wort nicht kennt. Bei mir kam noch hinzu, dass mir der Mix aus Sinhala-Akzent (Sinhala ist die Haupt-Sprache der Bevölkerung in Sri Lanka) und teilweise schlechten Lautsprecherboxen das Verstehen erschwerte.

 

Unser Zeitplan

Da es für viele Neuland ist, einen solchen Kurs zu besuchen, sollte der „Was-passiert-denn-als-nächstes-Faktor“ so gering wie möglich gehalten werden. Man ist aufgeregt und bringt ja doch das ein oder andere mal etwas durcheinander. Deshalb gab es einen vorgeschriebenen Zeitplan, an den sich jeder Teilnehmer möglichst halten sollte. Dieser sah wie folgt aus:

4:00 Uhr – 4:30 Uhr → Aufstehen und bereit machen für die erste Meditationseinheit

4:30 Uhr – 6:30 Uhr → Meditation

6:30 Uhr – 8:00 Uhr → Frühstück, im Anschluss Pause

8:00 Uhr – 9:00 Uhr → Gruppensitzung

9:00 Uhr – 11:00 Uhr → Meditation

11:00 Uhr – 13:00 Uhr → Mittag, im Anschluss Pause

13:00 Uhr – 14:30 Uhr → Meditation

14:30 Uhr – 15:30 Uhr → Gruppensitzung

15:30 Uhr – 17:00 Uhr → Meditation

17:00 Uhr – 18:00 Uhr → Tee-Pause

18:00 Uhr – 19:00 Uhr → Gruppensitzung

19:00 Uhr – 20:30 Uhr → Discourse (Lehreinheit)

20:30 Uhr – 21:00 Uhr → Meditation

21:00 Uhr – 21:30 Uhr → Zeit für Fragen, anschließend Lichter aus

Zu den „normalen“ Meditationszeiten wurde uns meist freigestellt, wo wir meditierten, egal ob in der Dhamma-Halle oder im Zimmer. Hauptsache sitzend, hauptsache meditierend. Uns wurde jedoch nahegelegt, in der Halle zu meditieren, da dort keine äußeren Einflüsse, wie Wind und Wetter, gegeben sind. Braucht man eine Pause, wenn es mal wieder im Rücken, Knie oder irgendwo zwickt, durfte man aufstehen und vor der Halle ein paar Minuten laufen. Ich habe es auch bevorzugt, in der Dhamma-Halle zu meditieren, schließlich ist der Mensch ja ein Herdentier und es hat mich unheimlich motiviert, Teil des Ganzen sein zu dürfen und zu wissen, dass um mich herum viele andere Teilnehmer ebenfalls meditierten und genauso wissbegierig waren wie ich. Außerdem war jede Meditationseinheit irgendwie anders, anders schön!

Zu den Gruppensitzungen hingegen mussten wir uns alle in der Dhamma-Halle einfinden, da zu dieser Zeit nochmals kurz zusammengefasst wurde, welchen Schritt der Meditation wir dieses mal beachten sollten. Außerdem wurde uns geraten, uns möglichst wenig zu bewegen, egal ob und welche Schmerzen oder Gedanken auftreten. Man sollte in dieser Zeit weder Füße, noch Hände bewegen, oder Augen öffnen. Und ja, das war verdammt hart! Bis Tag 4 war das recht angenehm, da man sich durchaus immer mal bewegen durfte. Danach wurden die Anweisungen strenger und dadurch der Schmerz größer. Ich möchte natürlich auch dazusagen, dass es zwar gewisse Anweisungen gab, man letztendlich für sich und seinen Erfolg selber verantwortlich ist. Hat man sich bewegen müssen, wurde man natürlich nicht gefoltert!

Das Essen war uuuunglaublich lecker! Täglich Reis & Curry in den verschiedensten Variationen, dazu immer einen süßen Snack oder Obst. Zur Tee-Pause wurden verschiedene Teesorten, Bananen und Kekse serviert. Uns wurde geraten, nur ca. ¾ der üblichen Menge zu sich zu nehmen, statt sich zu überessen (man weiß ja, dass es vor 6:30 Uhr am Folgetag keine größeren Mahlzeiten zu sich nimmt), da man mit vollem Magen schlechter meditieren kann und/oder sich der Magen an viel Essen gewöhnt und man abends schneller Hunger hat. An dieser Stelle ein Hinweis an das Center: Dann serviert verdammt nochmal nicht so tolles Essen!!! 😉

In den Pausenzeiten stand uns frei zu machen was wir wollten. Da die Möglichkeiten aufgrund der Regeln eher begrenzt waren, blieben kaum Optionen offen. Ich habe in dieser Zeit meist meinen fehlenden Schlaf nachgeholt oder immer mal Laub gekehrt, das macht sich ja auch nicht von alleine und war eine gute Abwechslung zum starren Meditieren.

Ganz wichtig waren auch die Discourse (Lehreinheiten). Zu diesen Zeiten wurden Anweisungen und Erklärungen gegeben, welcher Schritt die Lehre des Vipassana als nächstes zu beachten ist, vieles mit Beispielen untermalt, ein Rückblick auf die letzten Tage gegeben und vor allem auch motiviert. Diese 1 ½ Stunden waren nochmal Balsam wie für die Seele. Es wurde reflektiert, wertvolle Tipps gegeben und an Beispielen veranschaulicht. Dies passierte grundsätzlich in einer weiteren, kleineren Halle. Da wir beide jedoch den German-Audio-Guide hatten, durften wir uns abseits, natürlich Männchen und Weibchen räumlich getrennt voneinander, in ein kleines Zimmerchen setzen und dem Discourse per Kopfhörer lauschen. Ich habe das sehr genossen und jedem einzelnen Wort gespannt gelauscht.

 

Die Regeln

Die Regeln waren sehr strikt und mussten unbedingt eingehalten werden. Zu den wichtigsten zählen:

1. keine Kommunikation: weder sprechen, noch physischer Kontakt oder Augenkontakt waren erlaubt. Keine Musik oder singen, kein kurzes guten Morgen oder gute Nacht. Es durfte ausschließlich mit dem Lehrer oder dem Center-Management kommuniziert werden, sollten Probleme auftreten. Der Vorteil bestand darin, dass man nicht abgelenkt wurde und seine Gedanken nicht verlor. Man nimmt sich und seinen Körper viel bewusster war, denkt über jeden einzelnen Schritt nach, fühlt sich und die Natur auf eine magische Weise. Jede Bewegung, jeder Atemzug, jede Hand voll Essen wird zur Meditation.

2. weiße Kleidung: wir trugen rund um die Uhr weiße Kleidung. Das signalisiert, dass jeder gleich ist und verhinderte auch, dass man im Kopf jemanden aufgrund seiner Äußerlichkeiten bewertet. Weiss gilt hierbei als „rein“. Und man unterscheidet sich dadurch natürlich auch optisch vom Meditationslehrer. Man hatte genug Zeit zum Nachdenken, da denkt man über jedes Detail nach, welches einem über den Weg läuft.

3. Geschlechtertrennung: die Unterkünfte waren strikt nach Geschlechtern getrennt. Die Männer-Unterkünfte auf der einen Seite des Grundstückes, die Frauen auf der anderen Seite des Grundstückes. Es bestand auch keine Möglichkeit, dass man sich über den Weg läuft. In der Essenshalle wurde dies durch einen großen Vorhang getrennt. Die einzige Möglichkeit, sich zu sehen, bestand darin, dass in der Dhamma-Halle zwar auch männlich-weiblich getrennt wurde, jedoch nur räumlich ohne Sichtschutz. So kam es das ein oder andere mal vor, dass der Lehrer mich ermahnen musste, nicht rüber zu schielen.

4. keine elektronischen Geräte waren erlaubt: dazu zählen nicht nur Handys, Laptops etc., sondern auch Bücher oder das Erstellen von Notizen. Man solle nicht abgelenkt werden!

5. keine sportlichen Aktivitäten: wie bspw. Yoga. Es sollte auch möglichst das Dehnen und Strecken vermieden werden. Das wurde jedoch recht locker gesehen, man möchte seinen Körper ja nicht einrosten lassen. Der Körper solle so wahrgenommen werden wie er ist, das heißt, dass ein Zwicken oder ein Muskelkater durch zusätzlichen Sport den Körper von außen „manipulieren“ würde und somit seine inneren Strukturen ändert.

Was ist Vipassana und was bedeutet das?

Im Grunde sind wir alle, du und ich und jeder andere Mensch auf dieser Welt, liebevolle, mitfühlende, friedvolle Herzensmenschen, die gerne „geben“, ohne das Verlangen zu haben „nehmen“ zu wollen. Doch von Geburt an dringen 3 Verhaltensmuster in unseren Geist ein, die uns zu genau dem Gegenteil werden lassen. Das sind: Unwissenheit, Verlangen und Abneigung. Jede dieser 3 „Feinde“, die immer und immer wieder mit unserem Geist Spielchen spielen und zu dem werden lassen, der wir sind, bringen zwangsweise Emotionen mit sich, wie Trauer, Freude, Wut, Glück, Aggression, Übelwollen, Hass etc. Es bilden sich sinnbildlich „Knoten“ in unserem Kopf, die immer mehr werden und es umso schwieriger machen, zu dem liebevollen Menschen zurückzukehren, der wir eigentlich sein sollten.

Gehen wir kurz auf das Beispiel Verlangen ein: als Kind wollten wir unbedingt diese oder jene Spielfigur, Zeitschrift, Süßigkeit haben. Bekamen wir diese nicht, waren wir traurig, wütend oder oder oder. Das überträgt sich natürlich auch auf andere.

Oder man entwickelt eine gewisse Abneigung, dass man ruhig am Tisch sitzen muss, wenn die Familie gemeinsam isst, und man wird ebenfalls wütend oder gar aggressiv. Auch das überträgt man auf andere…

Unwissenheit, Verlangen, Abneigung → Emotionen wie Trauer, Freude, Wut…

=

Input → Output“

Diese Knoten wollten wir lösen, weshalb wir uns für diese Meditationstechnik entschieden haben…

Das Wort Vipassana bedeutet grob gesagt „beobachten“. Es steckt so vieles hinter diesem Begriff, doch um das zu beschreiben Bedarf es viel Zeit. Wir versuchen hiermit einfach mal unser Bestes, um euch einen kurzen Überblick zu geben. Uns sollte gelehrt werden, wie wir unseren Geist durch das Beobachten unseres Körpers und den damit verbundenen Emotionen beeinflussen und dadurch lenken können…

Gelehrt wurde uns Vipassana von einem hohen Mönch, der diese Technik perfekt beherrscht. Er und ein weiterer Mönch geben abwechselnd zwei mal monatlich für jeweils 10 Tage diese Kurse. Der mittlerweile unter Vipassana-Interessierten weltbekannte Gründer vieler Meditations-Centren S. N. Goenka sagte einst:

There can not be peace in the world when people have anger and hatred in their hearts. Only with love and compassion in the heart is world peace attainable.!

Seine Worte führten uns maßgeblich auf den Weg zur Vipassana-Technik….

Weg zwischen Dhamma-Hall und Dining-Hall

Wie funktioniert Vipassana?

Die ersten 4 Tage trainierten wir unseren Geist darauf, sich auf bestimmte Körperstellen konzentrieren zu können, zu fühlen, was da so vor sich geht und dies bewusst wahrzunehmen. Das war gar nicht so leicht wie es klingt, da der Geist anfangs noch wild umherspringt, von einem Gedanken zum anderen, Gedanken über Vergangenheit und Zukunft, jedoch nicht konzentriert beim Körper bleibt. Schließt einfach mal eure Augen für ein paar Minuten und versucht euch auf einen Teil eures Körpers zu konzentrieren. Dann wisst ihr wovon ich rede.

Genau deshalb haben wir unseren Geist Stück für Stück auf immer kleinere und feinere Gebiete im Körper bewusst konzentriert. Auf den natürlichen Fluss unseres Atems, ohne ihn beeinflussen zu wollen, auf die Empfindungen des Atems in der Nase, auf den kleinen Teil oberhalb unserer Oberlippe bis zur Nasenspitze. Bis wir ab dem Nachmittag des vierten Tages so weit waren, das wirkliche Vipassana zu erlernen, jede noch so winzige Stelle des Körpers wahrzunehmen und die Technik Stück für Stück anwenden zu können. Unser Geist war geschärft und bereit, die wilden Gedanken nahmen nach und nach ab.

Um nun das Verhalten des Geistes verstehen zu können ist es wichtig zu wissen, wie er funktioniert. Das Spielchen ist recht simpel:

Durch unsere Sinnesorgane (Augen/Ohren/Nase etc.) nehmen wir Dinge wahr. Im Geist wird eine Bewertung abgegeben (gut/schlecht) und ein Gefühl/eine Emotion erzeugt. Zu guter Letzt wird das Gefühl/die Emotion wieder nach außen transportiert. All das passiert ganz automatisch.

Ein Beispiel dazu:

Ich möchte schlafen gehen, da es bereits sehr spät nachts ist. Durch mein Sinnesorgan, mein Ohr, nehme ich nun wahr, wie mein Nachbar lautstark Musik hört. Ich gebe eine Bewertung ab. Meine Bewertung: finde ich schlecht, ich will ja in Ruhe schlafen! Automatisch wird ein Gefühl/eine Emotion erzeugt, das lautet im Beispiel: Wut. Wut auf den Nachbarn, der nur an sich denkt und nicht daran, dass ich um die Zeit schlafen wollen würde. Wir sind wieder an der gleichen Stelle angelangt wie bereits beschrieben – Abneigung erzeugt Wut. Das Ganze ist lediglich eine Angewohnheit unseres Geistes. Dieses Gefühl/diese Emotion wird nun nach außen transportiert, indem mein Herz schneller schlägt, mein Atem schneller wird, ich nicht einschlafen kann, weil ich mich doch so sehr über meinen Nachbarn ärgere. Bis dahin habe ich mir nur selbst und meiner inneren Ruhe geschadet. Steigere ich mich nun so sehr hinein, dass ich zum Nachbarn gehe und ihm an die Kehle gehe schade ich auch ihm. Wer geht denn schon in einer solchen Situation zum Nachbarn und bittet ihn höflichst die Musik abzustellen, wenn man sich bereits seit einer Stunde reingesteigert hat?!

Wie ihr merkt liegt das Problem nicht beim Nachbarn – sondern nur an uns und unseren abgegebenen Bewertungen selbst!

Und dort beginnt der Eingriff in unser menschliches Gehirn, den wir durch Vipassana vornahmen.

Wie bereits erwähnt bedeutet Vipassana beobachten. So konzentrierten wir uns auf jede noch so winzige Stelle im Körper und wandten dabei die 2 wichtigsten Bausteine des Vipassana an, die maßgeblich dafür verantwortlich sind, die beschriebenen „Knoten“ zu lösen:

Erstens:

ALLES im Leben in vergänglich, impermanent! Alles entsteht und vergeht, entsteht und vergeht. Jedes Gefühl, jeder Gegenstand, jeder Gedanke, jedes Lebewesen. Alles entsteht und vergeht, dauert mal Jahre, mal eine Millisekunde. Bezüglich der Gefühle und Gedanken ist es recht einfach. Man hat Gedanken oder Gefühle, die mal kurz da sind und dann wieder verschwinden, manche bleiben etwas länger. Schwerer dagegen ist es jedoch, das mit Gegenständen oder gar sich selbst vorzustellen. Die Plastiktüte, die irgendwo am Straßenrand liegt, wird irgendwann zersetzt. Das dauert viele viele Jahre bis Jahrhunderte. Die Bananenschale hingegen braucht eine Woche und es ist nicht mehr viel davon übrig.

Dringen wir in die tiefsten Teilchen unseres Körpers vor, realisieren wir, dass auch unser Körper arbeitet. Es bilden sich ständig neue Zellen und wir altern. Die neue Zelle entsteht und vergeht im nächsten Augenblick wieder. Wie die Bräune der Haut nach einem Sonnenbad, die nach und nach wieder verschwindet. Unser bewusster Teil des Gehirns nimmt das jedoch nicht so genau wahr, wir sehen nur unseren Körper, so wie er ist. Unser Körper ist quasi wie eine Illusion, die gleich zu bleiben scheint, sich jedoch von Augenblick zu Augenblick immer wieder ändert. DAS ist Vergänglichkeit, egal ob auf körperlicher oder geistiger Ebene. Genau genommen hat sich auch euer Körper von JETZT auf GLEICH wieder verändert.

Zweitens:

Baustein zwei lautet Gleichmütigkeit! Gleichmütigkeit des Geistes in Bezug auf die körperlichen und geistigen Ebenen. Wir betrachten Empfindungen im Körper gleichmütig, indem wir sie nur beobachten und nicht bewerten, also finden wir das Gefühl jetzt gut oder schlecht. Gleichmütig handeln bedeutet, dass wir weder wollen, dass schöne Empfindungen bestehen bleiben, noch dass unschöne Empfindungen aufhören. Zu beobachten, so wie sie sind und sich anfühlen. Dir tut der Rücken weh vom stundenlangen meditieren? Perfekt, dann kannst du dich gleich in Gleichmütigkeit üben. Bewerte es nicht, rede dir nicht ein, dass das jetzt schlecht ist, dass dein Rücken weh tut, denn der Schmerz vergeht bei der nächsten Bewegung. Vielleicht tut er auch morgen noch weh. Aber er vergeht, nicht? Warum sich also darüber aufregen?! Euch nervt das kalte Wetter? Perfekt, wieder eine Chance, das mit Gleichmut zu betrachten! Denn auch der Winter vergeht irgendwann. Warum also darüber meckern und andere mit der Winterdepression anzustecken?! Ihr habt Verlangen nach Sport, könnt keinen Tag ohne Mukelkater leben? Solange man die Möglichkeit hat sich sportlich zu betätigen, weil einem Sport gut tut, dann ist alles soweit gut. Dann kommt aber mal eine Zeit, in der man nicht sporteln kann. Sei es eine Verletzung oder weil einem einfach die Zeit fehlt. Hat man ein Verlangen danach entwickelt, spätestens dann wird man genervt und fühlt sich nicht gut. So wird aus Verlangen eine negative Emotion erzeugt. Bewertet dies gleichmütig, denn entweder kommt wieder die Zeit, in der man mehr sporteln kann, oder das doofe Gefühl, mal eine Woche keinen Sport betrieben zu haben, endet. Alles entsteht und vergeht….

Wenn wir die Situation nicht bewerten (gut/schlecht) und damit keine negativen Emotionen auslösen, übertragen wir diese auch nicht auf andere. Es entsteht eine positive Atmosphäre, voller guter Vibes und positiver Energie…

Und beide Bausteine gemeinsam angewandt, Dinge gleichmütig hinzunehmen, da sie eh vergänglich sind, dort besteht nun die Schnittstelle zwischen Gehirn und Körper!!!

Wir beobachteten unseren Körper, jede einzelne Körperstelle separat, nicht größer als eine Handfläche, achten auf jede Empfindung die dort aufkommt. Egal ob Schmerz, Kribbeln, Taubheit, Kälte, Wärme, Schweiß, Leichtigkeit, Wind. Wir beobachteten diese Empfindung, ohne diese zu bewerten, ob es sich um eine schöne oder unschöne Empfindung handelt. Wir nehmen die Empfindung gleichmütig hin, indem wir realisieren, dass, egal welche Empfindung auch immer, impermanent ist! Sie ist vergänglich! Dieser Prozess wird dir während des Anwendens der Vipassana-Technik verinnerlicht.

Durch diese Methode verbinden wir Körper und Geist. Und beides muss stets und ständig trainiert werden, indem wir weiter meditieren, damit all die sogenannten Verunreinigungen, die sich tief im Inneren unseres Körpers befinden, nach und nach zum Vorschein kommen. Sie entstehen und vergehen…

Zurück zum Beispiel des störenden Nachbarn:

Ich gehe ins Bett, weil ich totmüde bin und es bereits sehr spät ist. Der Nachbar beginnt wieder zum gleichen Zeitpunkt meinen wohlverdienten Schlaf zu stören, indem er die Musik laut aufdreht. Unser Sinnesorgan Ohr nimmt die Tatsache auf und beginnt sofort, den Prozess der Vipassana-Technik anzuwenden: es wird keine Bewertung abgegeben (ich finde es natürlich immernoch nicht toll, dass er so laut Musik hört). Mein Gehirn nimmt das ganze Spielchen gleichmütig auf, möchte nicht, dass es aufhört, denn es ist ein impermanentes Gefühl/eine Emotion, so wie alles andere auch. Das passiert, insofern man die Technik der Vipassana verinnerlicht hat, ganz automatisch, ohne es beeinflussen zu müssen. Das Gesetz der Impermanenz und der Gleichmütigkeit angewandt, wird kein Gefühl mehr von Wut entwickelt, dass weder mich noch irgendwen anders unglücklich macht. Ist der Prozess komplett im Geist verankert, hört sogar der Geist auf, eine Bewertung abzugeben…

Hinweisschilder vor der Dhamma-Hall

Das ist alles, das ist Vipassana!

Das war so kurz wie möglich und so lang wie nötig zusammengefasst, unter welchen Umständen wir unser Vipassana Retreat in Sri Lanka durchführten.

Ich hoffe, dass ich euch die Technik der Vipassana-Meditation ein Stück weit näher bringen konnte. Im nächsten Blogbeitrag erfahrt ihr dann auch, wie wir das ganze umsetzen konnten, wie wir den Aufenthalt empfunden haben und wie es uns heute damit geht.

Ich lerne wie ich meine Emotionen steuere – und nicht meine Emotionen mich steuern!“

Weshalb ich nicht nach Thailand wollte und am Ende 3 Monate dort lebte…

Jetzt fragen sich sicher Einige von euch – weshalb wollte sie denn nie nach Thailand? Da sieht man doch immer so tolle Bilder!

Naja, was soll ich sagen… dort war sogar meine Oma schon 😉 Was natürlich einerseits dafür spricht, dass ich eine ziemlich coole Omi hab, aber auch dafür, dass Thailand das Touriland Nummer eins in Südostasien ist. Darauf stehe ich nun bekanntlich überhaupt nicht. Ich möchte Abenteuer, unberührte Natur, Entdeckungstouren, traditionelle Kulturen und authentische Menschen. All das trifft auf Thailand nicht so richtig zu. Dachte ich zumindest. Somit hat es mich auch nicht gereizt.

Aber man lernt ja nie aus und Vorurteile sind bekanntlich dazu da, beseitigt zu werden.

Vor unserer Reise habe ich oft gesagt, dass ich während der Zeit in Asien sehr gerne an einem Ort für einen bestimmten Zeitraum leben würde. Mit einem eigenen Zimmerchen, einer festen Aufgabe (wenn nicht sogar einem Job), Nachbarschaft, und allem was dazu gehört. Auch Volunteering stand sehr weit oben auf der To-do-Liste.
So kam es, dass wir nach dem Iran und Malaysia überlegten, was wir gern als nächstes tun möchten. Dass der Iran mit 30 Tagen Couchsurfing, als auch die Zeit des Ramadans in Malaysia wenig mit Entspannung, Bewegung und gesunder Ernährung zu tun hatten, beschlossen wir, mal wieder etwas für unseren Körper und unser geistiges Wohlbefinden tun zu wollen.

Vor einer ganzen Weile habe ich mich in Yoga verliebt. Für Yoga ist Asien natürlich eine nahezu perfete Anlaufstelle. Allerdings gehört der Sport auch zu einem der wenigen Dinge, welche sogar hier vergleichsweise teuer sind. Wie immer hilft natürlich kein meckern, sondern nur handeln. Sprich – wir brauchen einen Volunteerjob, welcher uns kostenfreien Yogaunterricht beschert.

Nach zahlreichen Recherchen und Emails die Antwort. Yogahouse Chiang Mai: „Ab Montag könnt ich bei mir kostenfrei wohnen und am Yoga-Unterricht teilnehmen. Ihr helft mir ein wenig beim daily Business und entwerft mir neue Flyer.“ Wow. Das klingt unkompliziert.
Wir buchen den Flieger, da der Weg per Bus und Bahn ziemlich zeitintensiv gewesen wäre, verabschieden uns von unseren Freunden in Malaysia und machen uns auf den Weg nach Chiang Mai.

Das Yogahouse liegt ca. 25 Kilometer außerhalb von Chiang Mai. Wir fahren durch ein kleines Dorf, vorbei an zahlreichen leuchtenden Reisfeldern, bis hin zu unserem neuen Zuhause auf Zeit.
Hier wartet der Besitzer Ma auf uns. Er begrüßt uns sehr gelassen, zeigt uns das Grundstück. Ich bin super beeindruckt. Alles hier ist so einfach und unglaublich schön. Rund um uns herum ist nichts als tiefgrüne Reisfelder, eine kleine Farm in der Nachbarschaft, hunderte Kokosnüsse hängen paradiesisch an Palmen und man hört etwas sehr ungewohntes. Stille.

Wow, wenn hier nicht der perfekte Ort ist, um die ersten Eindrücke der letzten Monate zu verarbeiten, ein wenig zu sich selbst zu finden und mehr über Yoga zu lernen, wo dann!? Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch, ein eigener Yogalehrer und ganz viel Ruhe.

Ma zeigt uns unser Zimmer und sagt, wir sollen doch in den nächsten Tagen erst einmal hier ankommen und die Energie des Platzes spüren, bevor wir anfangen zu arbeiten.

Puhhh….damit rechnet ein Deutscher natürlich nicht, wenn er einen neuen Job antritt. Aber leben können wir mit dieser Aufforderung sehr gut.

In den nächsten Tagen radeln wir morgens gegen 07.00 Uhr zum Dorfmarkt, kaufen frisches Obst und Gemüse und verbringen unsere Zeit mit Yoga, Meditation, Entspannung, lesen, kochen und machen etwas, was wir seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht haben. Wir können kreativ sein. Ma lässt uns völlig freie Hand. Wir bauen aus Bambus die Betten zu Himmelbetten um, bemalen Wände und Türen, lassen unserer, uns bis dahin unbekannten, Kreativität freien Lauf.

Ende der Woche endlich Gäste im Yogahouse. Nun sehen wir mal, was das Tagesgeschäft hier beinhaltet. Wir bereiten die Zimmer vor, zeigen den Gästen das Grundstück und helfen bei der Essensvorbereitung. Es gibt sicher anstrengendere Jobs. Die Fahrräder und Mopeds können wir kostenfrei nutzen, sodass wir auch manche Tage nicht im Yogahouse, sondern in Chiang Mai, oder den tollen Bergen, Wasserfällen und Tempeln der Umgebung verbringen.

Die Arbeit am neuen Flyer ist Ma gar nicht so sehr wichtig. Wichtig ist für ihn, dass wir gemeinsam Zeit verbringen und er freut sich über unsere kleinen Umbauten und unsere Hilfe.
Wir treffen die Entscheidung mit Andreu aus Peru und Daniel aus Brasilien ein Yogalehrertraining für Anfänger zu absolvieren. Eine tolle, lehrreiche und super anstrengende Woche beenden wir als offizielle Yogalehrer und lernen sehr viel über Meditation. Somit rückt mein kleines großes Ziel, eventuell in Indien an einer 200-Stunden-Yogaehrerausbildung teilzunehmen, ein kleines Stück näher.

In Thailand bekommt man als Deutscher ein Touristenvisum für 30 Tage bei Einreise kostenfrei. Dieses kann man für ca. 50 Dollar um einen weiteren Monat verlängern, oder man kann durch einen Border-Run diese Kosten umgehen.

Wir möchten an einem 10 Tages-Meditationsretreat im Tempel teilnehmen. Dafür reicht unser Visum nicht mehr aus, somit beschließen wir nach Myanmar zu reisen, um danach zurück zu kommen. Ein schönes Gefühl statt „Tschüss“ „Bis bald“ sagen zu dürfen.

Nach einem Monat im wundervollen Burma kehren wir zurück ins Yogahouse. Wir wollen ein paar Tage hier verbringen, bevor unser Retreat beginnt. Zu diesem Zeitpunkt rechnen wir noch nicht damit, dass Christians scheinbare Erkältung mit einem Aufenthalt im Krankenhaus auf Grund von Dengue Fieber endet. Dadurch müssen wir auch unseren Tempelaufenthalt vorerst verschieben.
Er muss sich nach der Entlassung noch ein paar Wochen ausruhen. Tja….was soll ich sagen? Einen viel besseren Ort kann ich mir dafür nicht vorstellen.
Auch Ma geht es zwischendurch nicht ganz so gut, obwohl ich nicht sicher bin, ob ein Hangover als anerkannte Krankheit zählt. 😉 Jedenfalls bekamen wir so die Chance auf die super Erfahrung „unser eigenes Yogaguesthouse“ zu leiten. Durch eigene Socialmediawerbung haben wir Gäste bekommen, diese in Chiang Mai abgeholt, für sie gekocht, als auch Yoga und Meditation unterrichtet. Eine sehr schöne Erfahrung und ein angenehmes Gefühl, dass uns so viel Verantwortung übertragen wurde. Und erst recht, dass wir diese mit Bravour meistern!

Bevor unser Visa ein zweites Mal ausläuft und wir eine Verabredung mit Freunden in Kambodscha haben, steht uns noch ein Roadtrip in die Berge bevor. Es geht über die tolle kleine Hippistadt Pai, bis an die Grenze zu Myanmar und über Mae Hong Son zurück zum Yogahouse.

Dass wir in Pai nur eine Nacht geplant hatten, war Fluch und Segen zugleich. Hier sitzen Locals mit Rastas und Gitarren auf der Straße, singen und versprühen ihren unglaublich entspannten Bob-Marley-Flair, welcher mich an Indonesien erinnert. Nachdem ich barfuß über den Nachtmarkt geschlendert bin und nach wenigen Stunden ein paar Dreadlocks, Armbänder und Ketten mehr habe, bin ich mir sicher, dass ich nach einer Woche sicher hier stecken bleiben würde 😀 Also gut, dass es am nächsten Morgen weiter Richtung Norden geht.

Hier haben Chinesen in der Vergangenheit so lange einen Ort besetzt, bis die thailändische Regierung ihnen Pässe ausstellte. Hmm….klingt ziemlich einfach. Ein malerisches kleines Dörfchen, in welchem man sich fühlt, als wäre man in China. Wir machen ein Feuerchen, spielen Karten und übernachten in einem kleinen Guesthouse.

Am nächsten Morgen führt unser Weg über die kurvigen Bergstraßen, durch Nationalparks und unglaubliche Aussichten nach Mae Hong Son.

Nach 3 Tagen endet unser kleiner Ausflug bereits und wir machen uns auf den Weg nach Kambodscha, wo wir die nächsten 4 Wochen verbringen.

Während unseres Kambodschaaufenthaltes besuchen uns nicht nur drei liebe Freunde, auch unser Fusselchen (ein weiterer sehr guter Freund aus Erfurt) stößt hinzu und wird uns bis Weihnachten begleiten, was eine riesige Berreicherung für uns seinen wird. Wir überlegen gemeinsam, wie unsere Reisepläne weitergehen und kommen nach reichlich Überlegung zu dem Entschluss Anfang November zum bekannten Lichterfest nach -ratet mal-…..Chiang Mai zu fahren!

Im Yogahouse haben wir bereits viele tolle Menschen kennengelernt. Einer davon war unser Marius aus Heidelberg. Nachdem wir sofort auf einer Wellenlänge waren (und ich ihn als offizielles Familienmitglied adoptiert habe), stieß er in Kambodscha wieder zu uns, bereist mit uns dieses tolle Land und entschließt sich ein weiteres Mal für knapp 3 Wochen zurück zu unserem Kennenlernort zurückzukehren.

So kommt es also, dass wir tatsächlich ein drittes Mal hier landen.

Dazu kommt noch Jessi- eine liebe Freundin und ein unglaublich lebensfroher Mensch, mit welcher ich in Erfurt Sport gemacht habe. So wächst unsere Gruppe Stück für Stück und wir sind eine tolle Einheit, voller Energie, Lebensfreude und Entdeckungslust.

Leider folgt ein weiterer Krankenhausaufenthalt, welcher aber auch gut überstanden ist. Wenn ihr also Fragen zur ärztlichen Versorgung in Thailand habt, wendet euch vertrauensvoll an uns 😀

Inzwischen sind wir im Norden Thailands unterwegs. Hierher sind wir mal wieder getrampt. Ein bisschen haben wir uns gefühlt wie in einem amerikanischen Film. Während uns die Sonne ins Gesicht schien, saßen wir auf den Ladeflächen 2 verschiedener Pickups, welche uns die 180 Kilometer von Chiang Mai nach Chiang Rai brachten. Ein tolles Gefühl. Musik läuft, der Wind weht durch die Haare und die riesigen Berge leuchten in der Sonne.

Chiang Rai hat mit dem bekannten weißen Tempel und seiner umliegenden Natur bestehend aus Dschungel, Reisfeldern, Flüssen, Bergen und Seen Einiges zu bieten.

Morgen geht es weiter nach Laos, denn vorerst reicht es wieder mit den westlichen Standards. 😉

Mein Fazit: Thailand ist natürlich ein wunderschönes Land. Es zieht uns immer wieder zurück, es gibt viele weniger touristische Fleckchen zu erkunden und wir mögen die friedliche Atmosphäre hier sehr.

Ähnlich wie in Malaysia sind westliche Standards hier an der Tagesordnung. Nahezu jede Straße ist asphaltiert, das Menü im Restaurant auf englisch verfügbar und keiner wundert sich über Touristen. Leider ist es in Thailand so normal, dass unzählige Weiße hier leben, dass die Einheimischen sich nicht so richtig für uns interessieren, verglichen mit manch anderen Ländern Südostasiens. Wir genießen einfach das Gefühl durch Straßen zu laufen, in welchen uns die Kinder winken und Erwachsene auch ohne englische Sprachkenntnisse versuchen unbedingt mit uns zu kommunizieren. Dieses Interesse und diese Herzlichkeit hat uns in Thailand ein wenig gefehlt. Das Essen, die Tempel und die Preise sind selbstverständlich beeindruckend und auch den Namen „Das Land des ewigen Lächelns“ trägt Thailand nicht ohne Grund!

HIER kommt ihr übrigens nochmal zu einer Auswahl an Bildern unseres Aufenthaltes im Yogahouse und Umgebung 🙂

Die offizielle Homepage des Yoga House‘ Chiang Mai erreicht ihr übrigens mit nur einem KLICK.

Also keine Scheu – in jedem Alter, mit jedem Budget und auch ohne Fremdsprachenkenntnisse kann jeder von euch dieses hübsche Land besuchen. Wer jedoch nach Entdeckungstouren und Tradition, die nicht auf Touris ausgerichtet sind, sucht, sollte sich eher an den Nachbarländern orientieren.

Anni

Wie alles begann…

Vietnam/April 2015 – Anni und ich sitzen am Ufer des Hoan-Kiem-Sees inmitten von Hanoi. Es ist schon spät und es dringen vietnamesische Bässe aus schlechten Anlagen in unsere Ohren. Der kleine See wirkt wie ein Ruhepol zwischen unzähligen Energiebündeln der quirligen Hauptstadt Vietnams. Die Lichter der grellen Reklameleuchten spiegeln sich darin wieder, wie das Lächeln in unseren Gesichtern, welches uns die Vietnamesen seit einem Monat entgegenbringen. Ganz gleich, ob im Norden in der Halong-Bucht, dem süßen Städtchen Hoi An im Zentrum oder auf der traumhaften Insel Phu Quoc im Süden. Die Magie des Lächelns berührt, denn sprachliche Barrieren überwinden wir mit Mimik und Gestik. Kritische Blicke, ein kurzes „Hi“ oder Augenzwinkern können so vieles bedeuten. Ein Lächeln hingegen sagt überall auf der Welt viel mehr aus. Es macht glücklich und bleibt lange erhalten. Durch nichts kann man seinen Körper einfacher austricksen.

Es ist der letzte Tag unserer Reise durch Vietnam. Einen Monat sind wir vom Norden in den Süden, Step by Step, gereist. Morgen soll uns der Flieger wieder in Richtung Deutschland bringen. Wir sind uns unserer Gefühle nicht sicher. Sind wir traurig, dass die Reise wieder einmal zu Ende geht? Oder glücklich, dass wir so viele Erfahrungen mitnehmen und auf unsere deutschen Verhaltensmuster übertragen können? Das Dauergrinsen gefällt mir und ich spreche aus, was Anni bereits seit Monaten oder Jahren denkt. „Wie wäre es denn, wenn wir diese Art zu Reisen mal über einen längeren Zeitraum erleben könnten?! Im Hier und Jetzt leben zu können, das Dauergrinsen beizubehalten, anstatt an Verpflichtungen von Morgen, nächster Woche, nächstem Monat oder der nächsten Jahren denken zu müssen?!“ Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz, dass man in Deutschland nur kleinen Kindern ein Lächeln zuwirft. Oder eventuell mal Erwachsenen. Aber selbst dann bekommt man meist nur ungläubige Gesichter zugeworfen. Der Beschluss war schneller gefasst, als man in Vietnam eine Straße überqueren sollte, der Grundstein gelegt, unserem Vorhaben wurde ein Rahmen geschaffen. (HIER findet ihr den Link zu unserem Video, welches wir über unsere Reise durch Vietnam gedreht hatten)

Zu Hause angekommen stürzen wir uns direkt ins bis dahin Unbekannte. Die Vorbereitungen laufen sofort an. Wer reisen möchte, benötigt natürlich auch das nötige Kleingeld, zumindest dachten wir das zu diesem Zeitpunkt noch. So arbeiten wir im Sommer auf Festivals, verbinden damit unsere Leidenschaft zur Musik und lernen tolle Menschen kennen. Die Woche endet nicht zum Freitag Mittag, sie geht erst so richtig los, bis es Sonntag Abend zurückgeht – Montag Morgen sitzen wieder im Büro.
Im Winter hingegen folgt die Kabarett-/ Konzert-/ Weihnachtsfeiersaison. So mixen wir Woche für Woche tausende leckere Cocktails und schmeißen die Bar, während wir singen, tanzen und springen und die Band die Bühne rockt. Spaß bei der Arbeit haben wird für uns immer wichtiger.

Unser Lebensstil wandelt sich sehr schnell. „Wow, das Shirt ist aber nice!“….- aber würde ich das in meinen Rucksack packen?? Nein, wahrscheinlich nicht.

Der Konsum sämtlicher Dinge schränkt sich extrem ein, sobald einem bewusst ist, dass jeder Besitz eigentlich nur ein Ballast ist.

Jetzt denkt ihr sicherlich: „Aber ihr müsst doch auch euer Leben ein bisschen genießen!“ Keine Angst, das tun wir in vollen Zügen! Ja, die Arbeit ist oft stressig, aber sie macht Spaß, wir haben viele tolle Menschen kennengelernt und Freunde gewonnen. Und wenn wir mit unseren Freunden feiern gehen, haben wir sehr viel Spaß, auch ohne 50 Euro ausgeben zu müssen.

Mehrfach schauen wir uns gemeinsam mit Familie und Freunden die Urlaubsbilder an und umreißen grob unsere Gedankenwelt in Bezug auf unser Vorhaben. So richtig ernst genommen werden wir dabei noch nicht. Klar, frisch aus dem Urlaub zurück schwirren einem natürlich die verschiedensten Gedanken durch den Kopf. „Ihr seid doch verrückt!“, „Das würde ich auch gern mal machen!“, „Wollt ihr dafür wirklich euren Job dafür aufgeben?!“.

Doch irgendwann ist es soweit – der Rahmen unseres Vorhabens nimmt immer mehr Gestalt an und es steht ein wichtiger Schritt wortwörtlich vor der Tür: Unseren Eltern beibringen, dass wir das Ganze wirklich ernst meinen. Wir haben uns bereits an all das, was gerade passiert, gewöhnt. Umso leichter fällt es uns, den unzähligen Fragen zu stellen und mit Bravour zu meistern! Als Elternteil möchte man sein Kind natürlich ungern in die weite Welt ziehen lassen, nicht zu wissen, was da auf einen zukommt, immerhin werden wir den Wölfen sinnbildlich zum Fraß vorgeworfen. Der wichtigsten Frage dabei ist: „Und wann wollt ihr da wiederkommen??“. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir das leider selber nicht, was dem Ganzen natürlich noch das i-Tüpfelchen verpasst.

Was passiert eigentlich mit unserem Job? Kurze Zeit später beantragen wir ein Sabbatjahr. Leider wird es von unserem Arbeitgeber zweifach abgelehnt. Das ändert unsere Pläne jedoch nicht! Der Entschluss steht so fest, dass wir die Erfüllung unseres Traumes nicht nicht davon abhängig machen wollen, wo wir „danach“ arbeiten. Wie Ying zu Yang gehört, scharfes Essen zu Thailand, der Strand zum Meer, das Bier zur Bratwurst, steht für uns fest, wir gehören in die große weite Welt. Nach reichlich Überlegungen entschließen wir uns zu kündigen, falls das Unternehmen keinen anderen Weg findet.
Ja, ein Job ist in Deutschland sehr wichtig. Unser Job hat uns Spaß bereitet und dass wir eine Kündigung in Erwägung zogen, war kein böser Wille. Es war ausschließlich der Wille endlich in der Welt zu Haus zu sein.

Erfurt/März2017 – Nach riesiger Unterstützung lieber Kollegen und Vorgesetzten bekommen wir offiziell die Zusage unseres Arbeitgebers, unseren Arbeitsvertrag bestehen zu lassen und dass wir im September 2018 wieder anfangen können zu arbeiten. Obwohl zwischen Erfurt und unseren jeweiligen Heimatstädten unserer Eltern rund 80 Kilometer liegen höre ich quasi die Steine Ihrer Herzen fallen, wie ein Feuerwerk an Silvester.

Wir sitzen gemeinsam mit Freunden in unserer Wohnung, unter einem riesigen Haufen Klamotten, Schuhen, Dekoartikeln, Küchenutensilien und Möbelteilen. Einen großen Teil haben wir bereits auf dem Flohmarkt verkauft oder verschenkt. Mit dem Wissen, dass wir in 3 Wochen mit einer weißen Weste starten wollen, tauschen wir nochmal die wildesten Gedanken aus. Es gilt, noch auszusortieren, was noch auszusortieren geht. Auch wenn wir uns länger nicht sehen werden: auf unsere Freunde ist halt immer Verlass! Auch hier bekommen wir größte Unterstützung und jeder hilft, wo er nur kann. Leicht wie eine Feder verabschieden wir uns von sämtlichem Schnickschnack und doch fühlt es sich wie ein Klotz am Bein an, unsere Freunde und Familie in nächster Zeit nicht mehr so regelmäßig sehen zu werden. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir nicht, dass es uns schwerer fällt, als wir denken…

 

Unsere letzten Tage und Wochen in Erfurt sind sehr stressig. Wir essen wenig, schlafen kaum. Auch wenn wir das große Glück hatten, dass wir unsere Wohnung komplett möbliert abgeben können, möchten die Bad- und Küchenschränke irgendwann ausgeräumt werden. Dass auch hier nochmals mehrere Autoladungen voller Kisten entstehen, haben wir so nicht erwartet. Unsere Abschiedsfeier organisiert sich nicht von allein und nachdem die Wohnung übergeben, der Abschied ausgiebig gefeiert und die Tränen gerollt sind, möchte ja unser Begleiter für die nächsten 1,5 Jahre, unser Backpack, auch noch ein wenig Aufmerksamkeit. So gilt es in letzter Sekunde zu entscheiden, welches Shirt zu den 5 auserkorenen gehört und ob man wirklich zwei Paar Schuhe braucht.

Thailand/Dezember 2017 – Wir sitzen im Klassenraum der Schule in Nong Chang. Seit einigen Tagen geben wir Englisch-Unterricht für alle Altersklassen, vom 3 bis 50-jährigen, vom Zwerg bis zum Riesen, spielen Spiele und skypen durch ganz Thailand. Es ist schön zu sehen, wie viel Spaß wir dabei entwickeln…

Vor eineinhalb Woche erst verabschiedeten wir 3 neue Freunde, die weiterreisen, mit denen wir in den letzten Wochen den ein oder anderen laotischen Berg erklommen hatten, wilde Fahrten in völlig überladenen Tuk Tuks durchstanden und den ein oder anderen Lao Lao, dem laotischen Schnaps, tranken. Aus Koffern wurden Rucksäcke, die Reisedauer von einem Monat auf mittlerweile ca. 9 Monate ausgedehnt, die Anzahl an Schlüppis verringert, ein fester Wohnsitz existiert nur noch auf dem Papier, die Gedankenwelt und die Ruhe in uns erweitert, der Freundeskreis ausgedehnt und die Haare wurden länger, die Haut brauner.

Nur eines blieb gleich – der Partner an unserer Seite. Und der Stolz, das alles gemeinsam zu meistern. Nicht zu wissen, was wir morgen machen, geschweige denn, wo wir übernachten werden. 9 Monate und unzählige Kilometer liegen bereits hinter uns. Und es waren die Schönsten unseres Lebens…

Die Welt steht uns offener denn je. Das Dauergrinsen ist zum Lebensmotto geworden. Nicht nur weil wir in 3 Tagen Besuch unserer liebsten Freunde bekommen und wir Silvester in Kuala Lumpur verbringen werden, sondern weil das Leben viel schöner ist, wenn man es zu schätzen weiß und es so nimmt, wie es kommt…

„Der Tag, an dem du aufhörst, das Rennen mitzumachen, ist der Tag, an dem du das Rennen gewinnst“

Christian

Malaysia – Alte Bekannte und neue Erfahrungen

Malaysia Malaysia…

Malaysia- ein Land, welches durchaus auf unserer „Dort möchten wir mal hin-Liste“ stand. Aus irgendeinem Grund geht Malaysia manchmal in der Urlaubsplanung der Südostenasienreisenden etwas unter. Klar, zwischen Thailand, Indonesien und Singapur mag man es nicht leicht haben, aber woran liegt das? Das Land hat viel zu bieten und ist sehr modern. Zumal es ein super Land für Einsteiger in den Individualtourismus ist. Jeder -und ich meine jeder- hier spricht englisch. Am Anfang war ich völlig verwirrt. Eigentlich hatte ich mich gefreut, mein Bahasa (die Muttersprache der Indonesier und Malayen) verbessern zu können. Aber das ist hier nicht möglich. Mit jedem noch so jungen Kind und jedem noch zu älterem Opi kann man hier englisch reden. Bzw. sind die Menschen einfach nur irritiert, wenn man versucht in ihrer Muttersprache zu kommunizieren. Reisen ohne Sprachbarriere ist natürlich sehr entspannt. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren hier super. Auf Bahn, Fähre und Bus ist Verlass. Allgemein hat Malaysia viel zu bieten. Dazu aber im Laufe „unserer“ Geschichte mehr.

Mit 2 neuen Backpackerkumpels frühstücken wir, nach einer kleinen Hangovernacht, in unserem Hostel in Bangkok. Ich schaue auf mein Handy und lese eine Nachricht ala: „Hey, ich bin grad in Penang und hab ein Zimmer über. Kommt doch vorbei, wenn ihr mögt.“ Tja, was soll ich sagen- unsere Thailandpläne waren nicht wirklich ausgereift, um nicht gleich zuzugeben, es gab natürlich keine. Also kurz die Zugzeiten gecheckt, die Wäsche in den Rucksack geschmissen, die neuen Bekannten verabschiedet und im strömenden Regen zum Bus geflitzt. Gegen 15 Uhr sitzen wir im Nachtzug nach Malaysia. Früh um 7 Uhr kurzes umsteigen an der Grenze, ausstempeln in Thailand und das gefühlt einfachste Visa der Welt erhalten. In Malaysia darf man ganz einfach so oft man möchte einreisen und bekommt ein kostenfreies 90 Tage Visa an der Grenze ausgehändigt. Wow, das ist easy. Nun ja, einen Zug, eine Fähre und einen kleinen Spaziergang bei ca 100 Grad später, sitzen wir mit der lieben Lu, welche aus meinem Nachbardorf kommt, in einem gemütlichen Café. Verrückt wie das Leben so spielt…. Man wächst gemeinsam auf, sieht sich dann (oh Gott wir werden alt) ein Jahrzehnt nicht und am Ende sitzt man zusammen in Malaysia und schlürft ein Eiskäffchen. Schön 🙂

Lu hat vor einiger Zeit in Penang studiert. So kommt es, dass wir sehr schnell nicht nur die schönsten Fleckchen der sehr tollen und abwechslungsreichen Insel, sondern auch viele sehr liebe Menschen kennen lernen. In Penang erleben wir unzählige Shishaabende mit verrückten und liebenswürdigen Arabern, Mopedrennen mit unseren neuen Malay-Freunden, Essenseinladungen von der Straße in die Häuser der Familien, Foodporns in indischen Restaurants und nächtelange Gespräche über Familie, Kultur, Religion, Liebe und das Leben.

Wir haben diese Insel so ins Herz geschlossen, dass wir am Anfang ca 2,5 Wochen (okay, dazu kam, dass es mich mal wieder auf Grund der mir nach wie vor unerklärlich sibirisch eingestellten asiatischen Klimaanlagen, umgehauen hat), und später ein weiteres Mal für mehr als 2 Wochen nach Penang kamen. Obwohl man auch sagen muss, dass wir beim zweiten Mal mal wieder sehr viel Glück hatten. Als ich bei Couchsurfing eine Nachricht von Arthur erhielt, dass wir doch gern ein paar Tage in seinem Haus nächtigen könnten, wenn wir denn mit dem Hund spazieren gehen würden, hatte ich nicht im Geringsten mit so was gerechnet. Nicht mit so einem tollen Haus, einem unfassbar süßem Hund, einem tollen Couchsurfinghost, nicht mit mehr als zwei Wochen dort. Alles war perfekt. Die Chemie hat gestimmt und noch dazu war es der pure Luxus: Pool, Gym, Mini-Calisthenicspark – Wahnsinn! Klar braucht man so was nicht um glücklich zu sein, aber glaubt mir, bei den Temperaturen in Penang benötigt man entweder eine tragbare Dusche für die Handtasche (haha- Handtasche) oder einen Pool.

Zwischen unseren zwei Aufenthalten in Penang hatten wir natürlich ein bisschen Zeit Malaysia zu bereisen. Für uns ging es während des Ramadans nur an der Westküste entlang. Die Ostküste punktet mit einsamen Inseln, Tauchspots und Traumstränden. Sicher alles ganz nett, aber entweder Luxus und höllisch teuer, oder während des Ramadans geschlossen. Naja, das ist schon in Ordnung, wir wollen ja keine 18 Monate Badeurlaub machen.

Unsere erste Station ist Ipoh. Wir trampen hier her. Hat in Deutschland ja auch geklappt. Und da erfahrungsgemäß die Menschen nur netter werden können, sollte es kein Problem darstellen. Gesagt-getan. Wir haben ca die gleiche Zeit benötigt, welche der Bus benötigt hätte. In Ipoh schlafen wir in einem Traum von einem Hostel, sehen ein paar nette Moscheen und stoßen mit einem Radler auf meinen 27. Geburtstag an. Nunja, so haben wir auch gelernt, dass man um 21.05 Uhr in Malaysia also keinen Gin mehr kaufen kann.

Nächste Station Kuala Lumpur! Ich bin gespannt auf die quirlige Metropole. Bis jetzt waren wir hier nur zwei Mal am Flughafen. Und selbst der war schon beeindruckend. Auch nach KL trampen wir – klappt wieder super. Eine liebe Familie fährt uns direkt zu unserer AirBnB Unterkunft (Registriere dich bei Airbnb und erhalte 36€ Rabatt auf dein erstes Abenteuer. Hier ist mein Einladungs-Link:https://www.airbnb.de/c/annaf15174?s=12) Wir haben das Glück mitten im Center zu sein und können quasi alles fußläufig erreichen. So erkunden wir schöne Parks, die Twin Towers, Chinatown, Little India und bestaunen die riesigen Shoppingmalls. Eins der schönsten und faszinierendsten Dinge an Malaysia ist der Kulturenmix. Über 30% Chinesen und mehr als 10% Inder leben hier. Das heißt nicht nur, dass für jeden Geschmack etwas zum Essen dabei ist, nein das heißt auch, dass dieses Land ein riesiges Vorbild ist. Hier stehen Hindutempel, Chinesischer Tempel, Kirche und Moschee nebeneinander. Klar – warum auch nicht? Tut es ja auch keinem was, wenn denn jeder an seine Religion glaubt und sich einfach mal um sich kümmert. Jedenfalls macht das das Reisen hier sehr interessant. Überall gibt es ein kleines indisches oder chinesisches Viertel. Oder auch ein Großes 😉 Manchmal fühlt man sich ein wenig, als wäre man in mehreren Ländern gleichzeitig.

In KL treffen wir uns gleich an unserem ersten Abend mit Khairul. Ihn haben wir letztes Jahr in Indonesien kennengelernt. Er war mit seiner Frau und seinem süßen Sohn Mika im Urlaub. Wir kamen ins Gespräch, tauschten Kontaktdaten aus und er sagte, wenn wir je nach KL kommen sollten, sollen wir uns unbedingt melden. Dass das nun tatsächlich 7 Monate später der Fall ist, damit hat sicher keiner von uns gerechnet. Wir haben eine tolle Zeit zusammen. Khairul ist super. Am nächsten Tag verbringen wir viel Zeit mit ihm, seiner Frau Chikin und dem kleinen Mika. KL gefällt uns, wir bleiben mal wieder länger als gedacht. In der vierten und fünften Nacht schlafen wir bei Khairul und seiner Familie etwas außerhalb und genießen die Zeit zusammen. Am letzten Tag fahren sie tatsächlich auch noch zu unserem nächsten Ziel Melakka.

Auch in der kleinen Hafenstadt bleiben wir länger als gedacht, wie überraschend. Wir wohnen in einem sehr familiären Hostel, genießen das Kleinstadtleben und nutzen die Zeit um mal ein wenig zu planen, Fotos zu sortieren, am Blog zu werkeln und uns zu überlegen, wie es weiter geht. Melakka hat viel zu bieten. Die portugiesischen, britischen, dänischen und japanischen Besatzungen kann man noch sehr gut erkennen und das macht das Städtchen sehr spannend.

Nun soll es ein paar Tage nach Singapur gehen. Zum Glück haben wir einen Couchsurfinghost gefunden, die Stadt würde sonst ein echtes Loch in unser Budget reißen. Singapur bekommt jedoch seinen eigenen Post 😉

Nach ein paar Tagen kommen wir zu dritt in JB (Johor Bahru) an. In Singapur haben wir Lu wieder eingesammelt und nach 2 relaxten und witzigen Tagen machen wir uns mit einer 12 stündigen Busfahrt zurück auf den Weg nach Penang, um hier das Ende des Ramadans zu feiern.

Circa 6 Wochen Malaysia liegen nun hinter uns. Puh Malaysia- was sag ich zu dir?

1. Deine kulturelle Vielfalt ist faszinierend. Es macht Spaß zu sehen wie frei, unabhängig und friedlich deine Bewohner leben.

2. Dein Essen reicht mir jetzt aber auch langsam. Ich möchte nicht mehr verwundert angeschaut werden, wenn ich nach Gemüse frage und habe auch keine Lust mehr frittiertes Brot zu essen. Ja, es ist nett malay, chinesisch und indisch essen zu können- wenn aber jeder gleich viel Öl verwendet, macht es die Auswahl auch nicht leichter. Nicht dass es schlecht war- nein, ganz und gar nicht. Aber gesund war es eben auch nicht.

3. Deine Architektur ist beeindruckend. Es ist schön zu sehen, dass man die Vergangenheit und ihre schönen Facetten erhalten möchte.

4. Deine Einwohner sind sehr herzlich, sehr hilfsbereit und intelligent. Fördere deine Schüler und Studenten weiterhin so, sie sind dir dafür sehr dankbar.

5. Pass ein bisschen besser auf dich auf. Mit ein bisschen mehr Steuern auf den Sprit, 10 Cent pro Plastiktüte, oder anderen kleinen Dingen könnte man einiges im Land verändert. Natürlich gilt das für alle südostasiatischen Länder, aber du bist auf dem Wissens- und Entwicklungsstand es ändern zu können und über Umweltschutz aufzuklären.

Alles in allem kann ich sagen, dass ich in Malaysia neue Freunde gewonnen habe, viel gelernt habe, einen tollen Ramadan erlebt habe und sehr schöne Natur, Architektur und Kultur sehen und kennen lernen dürfte.

Ich kann dieses vielfältige Land jedem ans Herz legen.

Für mich ist es allerdings denke ich genug. Sicher besuchen wir unsere Freunde in Penang oder KL noch das ein oder andere Mal, doch nun warten Länder mit geringeren westlichen Standards und dementsprechend mehr Abenteuern auf uns.

Anni

 

P.S.: In unserer Reisegallerie findet ihr übrigens alle Highlights nochmal in Bildern (HIER)

*****Keep your face always toward the sunshine and the shadow will fall behind you*****

Backpackerlife – Das Leben auf Reisen

Es ist Tag 126. Seit nun mehr als vier Monaten sind wir nicht mehr in good old Germany gewesen.

Es fühlt sich überhaupt nicht so an. Nein, es ist sogar verdammt schwierig, zu beschreiben wie es sich anfühlt. Wenn ich zurückblicke und realisiere, was wir schon alles erlebt haben, kommt es mir vor, als wären wir schon ewig unterwegs. Natürlich liegt das auch an unserem eintönigen, deutschen Alltag. Jeder Tag ist gleich, wir warten aufs Wochenende. Klar, dass die Zeit da schnell vergeht, während man sich auf die paar Wochen Urlaub im Jahr freut. Hier jedoch ist das ganz anders. Man weiß einfach nie, was einen erwartet, welche Erlebnisse als nächstes anstehen, wie es morgen weiter geht, wen man kennenlernt, ob man das Essen verträgt, sich streitet, wo man schläft. Jeder Tag ein Abenteuer.

Denke ich jedoch an Freunde und Familie, kommt es mir vor, als hätten wir uns gestern erst gesehen. Bei Menschen, welche einem vertraut und wichtig sind, scheint die Entfernung tatsächlich fast nebensächlich. Fast. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

 

Vor unserer Reise haben wir unzählige Geschichten und Erfahrungen verschiedenster Reiseblogger gelesen. Man würde ja schon gern wissen, wie so ein Reisealltag aussieht. Ja ja, ich weiß- ihr denkt alle, wir seien im Urlaub. Ihr erwartet täglich Strandbilder, dass wir braun gebrannt sind und immer eine Kokosnuss als Erfrischungsdrink dabei haben.

 

Aber heute will ich euch mal einen kurzen Einblick in unser aktuelles Leben geben. Denn Reisen ist wesentlich mehr als Urlaub. Du schläfst nicht aus, denn 07.30 fährt ja schon dein Bus, was wiederum heißt, dass du ca. 05.50 Uhr aufstehst, duscht, dein Hab und Gut zusammenpackst, das Zimmer nochmal gründlich durchsuchst, frühstückst, dir in letzter Sekunde einen kalten Kaffee gönnst, da ein heißer zu viel Zeit kosten würde und in das Auto hüpfst, welches dich in Richtung Bus Terminal bringt. Und da hat der Tag noch nicht mal angefangen. Klar könntest du auf der 6-stündigen Busfahrt schlafen – theoretisch. Praktisch aber ist die Landschaft zu beeindruckend, um die Augen zu schließen, die Straßen (oder die Stoßdämpfer vom Bus) oft in einem Zustand, welcher das Anlehnen am Sitz mit einem kleinen Schleudertrauma verbinden würde und du sowieso noch so viel über das nächste Ziel recherchieren willst, dass für Schlaf selten Zeit bleibt.

 

Nach ein paar Stunden im Bus steigst du aus, setzt entspannt deinen 17kg Rucksack auf, machst gleich noch ein paar Squats *Ironie aus* und kämpfst dich durch Taxi und Tuk Tuk Fahrer, um ein öffentliches Verkehrsmittel zu erreichen. Denn ach ja – einer der größten Unterschiede zwischen Urlaub und Reisen ist sicher das Budget. Aber es ist auch viel authentischer mit den Einheimischen im Bus in die Stadt zu fahren, als still im Taxi zu sitzen, da dein Fahrer kein Wort Englisch spricht.

 

Nun stehst du da – in der nächsten Großstadt. Schon ein Hostel gebucht? Manchmal. Wenn ja, steigt man meist völlig falsch aus und der Fußmarsch durch die subtropische Großstadt beginnt. Am Nachmittag erreichst du deine Schlafgelegenheit, vergleichst nochmal kurz, ob 2 Einzelbetten im Gruppenzimmer tatsächlich günstiger sind, als ein Doppelzimmer und rollst deinen Schlafsack aufs Bett.

 

Nach dem Tagesverlauf führt der erste Weg meist unter die Dusche. Hier kann man sich gleich eine passende Taktik für die nächsten paar Tage überlegen. Gibt es Kleiderhaken? Wenn ja, werden die Klamotten welche man daran hängt, nicht trotzdem nass? Ist die Toilette im selben Raum? (ziemlich wichtige Information, da man daraus schlussfolgern kann, man muss sein eigenes Klopapier kaufen und muss am Morgen Wartezeit zum duschen einplanen) Nach der Badobservation fix ein paar frische Klamotten übergeworfen, den Beutel mit der Wäsche zusammengepackt, den Laptop eingeschlossen und los geht’s.

 

Nun heißt es die Gegend erkunden. Wo gibt es das günstigste Abendbrot, wo können wir unsere Wäsche abgeben und sicher sein, sie morgen wieder abholen zu können? Kann man ins Zentrum laufen und wo war nochmal dieser riesige Tempel? Meist endet das ganze je nach Uhrzeit bei einem Kaffee oder Abendessen. Die nette Mutti, welche nach 4 Mal nachfragen final verstanden hat, dass Vegetarier auch keinen Fisch essen (Zeichensprache versteht sich) sitzen wir endlich mit einer dampfenden scharfen Suppe auf Kinderstühlen am Straßenrand und genießen entspannt den Trubel um uns herum. Die Suppe schmeckt traumhaft – gedämpfte Reisnudeln, Sojasprossen, Morningglory, frischer Koriander und viel Chili. Zwei Essen mehr im Bauch, 1,80 Euro weniger in der Tasche und ein herzliches Dankeschön der Köchin später bummeln wir zurück zur Unterkunft. Theoretisch könnte man nach dem Tag nun ins Bett fallen. Könnte man. Macht man aber nicht, da man ja gar nicht weiß, was man dann am nächsten Tag macht. So macht sich zurück im Hostel jeder einen Tee (nein, wir trinken auch nicht ständig Bier- im Gegenteil, wir trinken wesentlich weniger als in Deutschland), schnappt sich sein Handy und recherchiert, was es am nächsten Tag zu entdecken gibt, wann übermorgen der Bus abfährt, ob man die Tickets vorher kaufen muss und wo ist eigentlich der nächste Mopedverleih?

 

Meist sitzt man vor dem Hostel, auf dem Balkon, oder im Gemeinschaftsraum. Meist trifft man andere Backpacker und kommt mit ihnen ins Gespräch. Man tauscht Erfahrungen aus, schmeißt alle Pläne über den Haufen und ist froh, das Busticket noch nicht online gebucht zu haben. Aus Brasilien und Spanien also? Nette Menschen. Klar können wir zusammen weiter reisen. Warum auch nicht. Ist man auf einer Wellenlänge, endet man in Gesprächen, welche gern mal die halbe Nacht dauern können. Natürlich will man wissen, wo der andere schon war, wo es als nächstes hingeht, was es für Empfehlungen gibt. Aber das ist längst nicht alles. Zu Beginn laufen die Gespräche alle sehr ähnlich ab. Jedoch merkt man recht schnell, ob das gut passt, oder man vielleicht nun doch 23 Uhr ins Bett gehen sollte. Stellt man fest, dass man während der Unterhaltung die Zeit vergisst, lacht, Spaß hat und gemeinsame Pläne macht, ist es ein wenig wie in einer guten Beziehung. Die Wellenlänge stimmt, man mag den Humor des anderen und schon macht man gemeinsame Pläne. Man findet auf Reisen schnell Freunde. Viele denken jetzt sicher „Nennt das nicht gleich Freunde“. Doch. Man hat einfach die gleiche Weltanschauung, aus diesem Grund trifft man sich genau dort. Am anderen Ende der Welt. Man teilt neue Erfahrungen, hat gemeinsame tolle Erlebnisse, nimmt Rücksicht aufeinander und ist füreinander da. Ein sehr schönes Gefühl.

 

Ich denke, eins der schönsten Gefühle auf Reisen ist, wenn man realisiert, dass man nach Italien, Peru oder Japan wohl nie wieder in den Urlaub fährt. Man fährt Freunde besuchen. Für immer.

 

Anni

 

Christian’s erste Woche Ramadan – Ein Vielfraß auf Umwegen

Heyyy Ramadan – du gefällst mir gerade richtig gut!!!

Vorab für alle die mich nicht kennen sollten:

Ich habe ständig Hunger, 24 Stunden am Tag, trinke dabei im Schnitt 4 Liter, kommt etwas Neues auf mich zu werde ich schnell nervös, fühle mich oftmals wie eine Duracell-Batterie und kann nicht auf der Stelle sitzen und nichts tun. Kann durchaus schlechte Laune bekommen, wenn ich Hunger habe, vor allem wenn es um einen herum meeega lecker riecht. Mir fallen auch immer mal Schimpfwörter aus dem Mund, sobald etwas nicht läuft wie gewünscht.

All das ist für mich so selbstverständlich. Hunger? Kauf ich mir halt was! Durst? Wasser reicht mir, das hab ich auch schnell besorgt. Fluchen? Ich muss doch meinen Unmut äußern! Lange Weile? Shit, da denk ich mir doch nur Dummheiten aus! Was auch immer ich brauche (oder denke zu brauchen), ich finde immer recht schnell einen Weg es zu bekommen.

So plätschern die Tage vor sich hin. Auf Reisen bekommt man immer etwas Neues zu Gesicht. Etwas, das man noch nie gesehen, getan oder gehört hat. Man ist dauernd damit beschäftigt, diese Dinge zu verarbeiten. Es bleibt wenig Zeit für das, was mir wirklich am Herzen liegt: Kontakt zur Familie und Freunden pflegen. Und für Dinge, die für einen selbstverständlich sind und für andere nicht, zu schätzen, und vor allem an sich selbst zu arbeiten.

Warum ich euch das erzähle und was das alles mit unserem „Projekt Ramadan“ zu tun hat? Das erfahrt ihr jetzt!

Unsere ersten Tage Ramadan sahen im Groben wie folgt aus:

Gegen 5 Uhr stehen wir auf, um rechtzeitig zu frühstücken, da ab ca. halb 6 das Fasten beginnt. Was das bedeutet hat euch Anni ja bereits HIER erläutert. Danach geht`s wieder ins Bettchen, bis ca. 11 oder 12 Uhr. Je nach dem in welchem Ort wir gerade sind wird tagsüber etwas unternommen (oder auch nicht), bevor es gegen 19 Uhr in eine Moschee unserer Wahl geht, um dort ca. 19:30 Uhr mit den Einheimischen das Fasten zu brechen. Das nennt sich Iftar. Danach wird gechillt, der volle Magen lässt auch nicht allzu viel zu. Manchmal machen wir Sport oder ich gehe mit den Jungs zum Futsal. Dann ist es ja schon ca. 2 oder 3 Uhr. Nach einem kurzen Nickerchen klingelt um 5 Uhr erneut der Wecker zum Frühstücken…

Nach acht Tagen Fasten und sechs verschiedenen Moscheen gab es einen Tag, den ich mit euch teilen möchte.

„Aimin (ein wunderbarer Malaye, den wir ganz doll gern gewonnen haben), in welcher Moschee hast du heute mal Bock für Iftar?“ „State Mosque, lass uns da mal hin, da war ich auch noch nie. Gegen 19 Uhr hol ich dich, danach hängen wir mit den Jungs auf `ne Shisha ab“. Abendplanung: Check. Anni kränkelt derweil und bricht das Fasten um die Ecke vom Hostel, um danach wieder Gesundheitsschlaf zu tanken.

Es ist bald 19 Uhr, schnell nochmal unter die Dusche und schick gemacht. Lange Hose und ein Shirt und das Outfit steht. Ein langes Hemd, um Tatoos zu verdecken, wird in den Rucksack gestopft, welches ich erst kurz vor der Moschee anziehe. Vorher lässt es nämlich die Außentemperatur nicht zu.

Auf dem Moped fahren es zur genannten Moschee. Schon auf dem Weg vom Parkplatz zu dem Platz, auf dem das Fasten gebrochen wird, werde ich freundlich angelächelt. Man ist stolz, dass ein Europäer den Weg in die Moschee gefunden hat, um diesen speziellen Moment zu zelebrieren. „Chris“ ist mein Name, immer wenn ich gefragt werde, um zu verhindern, dass mein richtiger Name mit dem Christentum gleichgesetzt wird.

Es ist schon soweit alles vorbereitet, Teppiche ausgerollt und einige sitzen bereits auf dem Boden, um auf das Startsignal zu warten. Wir holen uns einen Kaffee, oder Tee, und eine Schale voller Porridge (von mir liebevoll „Gräupchensuppe“ genannt), um uns dazuzugesellen. Ich sitze nun zwischen all den Gläubigen, vor mir Essen und Trinken, darf aber noch nichts davon zu mir nehmen. Auch wenn der Hunger und Durst riesig ist! Bevor es losgeht werden die Hände gefaltet und Allah gedankt, dass man heute wieder fasten durfte und dass er es erlaubt, das Fasten nun zu brechen. Das tut jeder soweit für sich selbst. In all den Gesichtern sieht man unglaubliche Freude und volle Konzentration zugleich, vor allem aber Dankbarkeit! 19:31 Uhr, auf die Sekunde genau ertönt der Ruf, der das Zeichen gibt, das Fasten brechen zu dürfen.

Als erstes wird eine Dattel gegessen, um es dem Propheten Mohammad gleichzutun. Danach wird der Porridge („Gräupchensuppe“) gegessen und getrunken was vor einem steht. Sobald man fertig geht es auf zum Gebet in das innere der Moschee.

Das ist der Punkt an dem Anni und ich draußen warten. Statt tatsächlich zu sitzen und zu warten, bis es das nächste Essen gibt, helfen wir einfach, das Geschirr abzuräumen und neue Teller vorzubereiten.

Aber halt, Anni ist diesmal nicht mit! Aimin: „Komm doch mal mit und mach einfach, was alle machen“ – wie bitte??? Ich??? In die Moschee??? Was muss ich denn da machen??? „Okay, why not?!“. Wird schon schiefgehen.

Statt also abzuräumen gehen wir uns zunächst waschen. Zuerst die Hände, dann die Unterarme. Drei mal rechts, drei mal links. Dann das Gesicht, drei mal, gefolgt von der Stirn, drei mal. Weiter geht es mit den Ohren, drei mal rechts, drei mal links. Zuletzt die Füße, drei mal rechts, drei mal links. Wir betreten die Moschee. Ich bin ziemlich aufgeregt! Sie ist riesig und eine der schönsten Moscheen, die ich seit unserer Reise von innen gesehen habe. Toll verziert und beleuchtet. Wir reihen uns zu den Leuten, die bereits in exakter Linie nebeneinander stehen. Frauen natürlich im abgetrennten Bereich. Dann geht es los. Eine Stimme ertönt, welche singend Zeilen aus dem Quran vorliest. Ich kann nicht beschreiben, was ich gerade denke, geschweige denn fühle. Ich bin Teil einer riesigen Gemeinschaft. Ich weiß nicht was jetzt passiert, dennoch fühle ich mich wohl, aufgenommen, akzeptiert und integriert. Ich ernte keine skeptischen Blicke. Ich beobachte exakt, was getan wird und tue dem gleich. Ich verstehe natürlich kein Wort und bin sehr nervös, da ich nicht weiß, was auf mich zukommt. Völlig verrückte Situation! Ich war irgendwie in einer anderen Welt. Gänsehautmoment. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, obwohl das Ganze vielleicht ca. 5-10 min dauerte…

Als wir nun fertig sind schütteln wir unseren Nachbarn noch die Hand. Einige sitzen noch ein wenig und beten eigenständig weiter. Wissensdurstig wie ich bin bleibe ich mit Aimin noch sitzen und lasse mir genauestens erklären, was wann wie wo vorgelesen wurde. Wie in Trance beginne ich zu verarbeiten was gerade passiert ist.

Wir gehen zurück zu dem Platz, an dem das Fasten gebrochen wurde. Wir stellen uns in die Reihe und lassen uns Reis, Fleisch und Gemüse geben und hauen uns den Bauch so richtig voll! Gut genährt fahren wir zu unseren Freunden zum Shisha rauchen…….

Ich erfahre nun täglich mehr, was es heißt zu fasten, lerne immer mehr dazu. Es bedeutet mehr als nur tagsüber ohne Essen und Trinken auszukommen, was man in Deutschland sicher mit fasten assoziiert. Ich beginne zu realisieren, dass das Essen und Trinken nicht selbstverständlich ist und bin sehr dankbar dafür. Ich merke, wozu der Körper in Stande ist, wenn er es muss, oder, wie in meinem Fall, kann. All das beginnt in dem Moment, in dem man seinen Körper, seinen Geist, seinen Energieverbrauch herunterfährt und unnötige Gedanken und Verhaltensmuster, wie beispielsweise das Fluchen, sein lässt. Man bewegt sich ruhiger und tut nur das Nötigste, um seine Energie aufzusparen. Man genießt den Moment. Man ist dankbar, dankbar dafür, dass man normalerweise essen und trinken kann, wann und was man möchte. Und bemerkt, dass das nicht jeder auf der Welt kann. Dann man sich in diesem Zustand nicht einfach hektisch bewegen kann, so wie es das Leben um uns herum tut. Man bemerkt, dass man nur ein Teil vom diesem hektischen Leben ist, das sich da draußen abspielt. Man findet zu Konzentration und inneren Ruhe…

Nun sind gerade einmal acht von 30 Tagen vergangen und ich habe bereits so viel gelernt. Und ich bin mir sicher, dass ich noch so Einiges dazulernen kann. Und, dass ich das Gelernte noch lange anwenden kann. Ich bin froh, mich für das „Projekt Ramadan“ entschieden zu haben.

Christian

IRAN – Von Vorurteilen bis Wahrheit (Part I)

„Der Iran ist gefährlich, passt gut auf euch auf und vertraut niemandem!“
„Das sind doch alles Terroristen da unten!“
„Iran? Seid ihr des Wahnsinns??“
„Sucht euch doch bitte lieber ein anderes Land aus, aber nicht Iran!“

Ich könnte die Liste der Aussagen noch ewig weiterführen. Klar, hört man in den Medien doch nur nur wenig über den Iran. Und das, was man hört, ist nicht gerade das Beste. Außerdem liegen derzeit bekanntlich sämtliche Kriegsgebiete rings um dieses Land.

Wir versuchen nun unsere Zeit und unsere Gefühle ANNÄHERND zum Ausdruck zu bringen und können vorab sagen, dass man NICHTS davon zu spüren bekommt!

Wir sitzen im Flieger nach Kuala Lumpur, unserem Zwischenstopp in Richtung Bangkok. Da der Flieger nicht ausgebucht ist haben das Glück, dass sich jeder von uns auf einer kompletten Sitzreihe lang machen kann. Nun sitze ich auf meinem Platz und erinnere mich an den Moment, an dem wir unsere neuen iranischen Freunde aus Teheran verabschieden mussten. Zum Glück waren wir ein wenig spät dran, sodass die Verabschiedung ziemlich kurz ausfallen musste. Durch die Kopfhörer in meinem Ohr erklingen die selben Lieder, wie wir sie hörten, als wir täglich gemeinsam im Café saßen. Unsere Freundin Golnoosh arbeitet dort und wir hörten immer wieder auf Neue diese Lieder. Nun begreife ich, dass wir den Iran und vor allem neu gewonnene Freunde verlassen. Dass wir morgen nicht gemeinsam dort sitzen können, wo wir viel Zeit gemeinsam verbrachten. Damit verbunden überkommt es mich und ich beginne zu realisieren, dass unsere Reise weitergeht…

Mir kullern einige viele Tränen über mein Gesicht. Ich kann leider nicht ganz definieren, ob ich mich freue, dass die Reise weitergeht, oder, ob ich glücklich bin, neue, wundervolle, herzliche Freunde kennengelernt haben oder traurig darüber, dass wir diese Leute wohlmöglich für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen werden (können).

Während ich hier sitze, drehe ich mich um. Eine junge Mutter streichelt ihrem schlafenden Sohn die Händchen. Sie ist offensichtlich keine Deutsche, woher sie kommt weiß ich nicht. Ob sie Englisch sprechen kann weiß ich genauso wenig.

Ich lächle sie an – sie lächelt zurück. Das macht mich glücklich. Ich begreife wieder einmal, dass man nicht aus dem selben Land kommen muss, geschweige denn die gleiche Sprache sprechen muss, um miteinander kommunizieren zu können. Dass keine fu**ing Grenzen Menschen davon abhalten können miteinander zu kommunizieren. Grenzen, die sich irgendwann mal irgendwer ausgedacht und irgendeinen fu**ing Namen gegeben hat. Doch sind wir alles Menschen, die immer Wege finden werden sich verständigen zu können. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die das Leben so wertvoll machen……….

Als Iraner in diesem Land zu leben ist alles andere als einfach. Die Regierung macht was sie will. Man kann sagen, dass alles was annähernd „cool“ sein kann, verboten ist. Facebook und Youtube wird geblockt und überwacht, öffentliche Partys zu feiern und Alkohol zu trinken ist verboten, auch eine Beziehung zu haben ist verboten. Selbst die kleinen Dinge, beispielsweise als Frau glücklich singend durch die Straße zu schlendern, sind verboten und kann hart bestraft werden. Das ist auch der Grund, warum wir kaum gefilmt haben, geschweige denn im Iran über das Land geschrieben haben. Komisch nur, dass Musik und Filme komplett kostenlos heruntergeladen werden dürfen (?!?!?). Als Frau steht man hinten an, hat immer fleißig sein Kopftuch zu tragen. Die Rangordnung bekomme ich bereits bei unserer Ankunft in Teheran zu spüren, als die Taxifahrer ausschließlich mich, und nicht Anni, beachten.

Der Iran ist sehr religiös, der Islam steht an oberster Stelle. Auf das ganze Land betrachtet merkt man das vor allem auch daran, dass in jedem noch so winzigen Städtchen eine Moschee steht, welche an Schönheit alle Häuser bei Weitem übertrifft. Die Häuser lassen äußerlich meist auf einfache Verhältnisse schließen und mittendrin stehen diese Moscheen. Ein herrlicher Anblick, der aber auch auf die Gegensätze der Gesellschaft schließen lässt.

Neben all diesen Verboten und dem extremen Glauben gibt es aber auch eine andere Seite der Medaille: die Jugend.

Die Jugend im Iran ist aufstrebend und findet gegen alle Verbote Mittel, diese zu umgehen. Da es keinen Alkohol in öffentlichen Läden zu kaufen gibt, wird Alkohol importiert oder selber gebrannt. Wir saßen oft bei Einheimischen zu Hause und tranken Alkohol. Die richtig gute Ware blieb jedoch eher der reicheren Bevölkerung vorbehalten.

Partys werden auch anders gefeiert als wir sie in Deutschland kennen. Party feiern bedeutet, mit Freunden teilweise zu sechst im Auto bei lauter Musik die Straßen hoch und runter zu rasen. Man hat Spaß. Man lächelt die Verbote und Einschränkungen soweit es geht weg. Man macht das Beste aus der Situation. Die Stimmung ist ausgelassen.

Wir kamen in den Genuss zu einer Zeit im Iran zu sein, in der die Wahlen anstanden. Plakate von Politikern übersäten das Land, das Fernsehen zeigte aktuelle Debatten und alles drehte sich um die anstehenden Wahlen. Es ist erstaunlich, wie viel jeder Iraner über Politik weiß. Ohne zu übertreiben wurden von ca. 4 von 5 Einheimischen, mit denen wir ins Gespräch kamen, dieses Thema ausführlich besprochen.

Vor ein paar Jahren, vielleicht ca. 6 Jahre, ging es im Iran folgendermaßen zu:
Unsere Freunde berichteten uns von Erfahrungen, die sie selber (mit-)erlebt haben. Protestanten wurden auf offener Straße erschossen, Studenten von Brücken gestürzt, geschlagen oder verhaftet und eingesperrt. Viele von ihnen sind es noch heute. Ohne eine Aussicht darauf, wann sie frei gelassen werden, ob es überhaupt ein Verfahren gibt, ganz zu schweigen davon, ob sie überhaupt noch am Leben sind.

Unser Freund A. erzählt:
Während der Proteste wurden viele Menschen verhaftet und misshandelt, sie starben. Ein gebildeter Professor von Ali arbeitete in der Pathologie. Er wollte schon bald in die USA auswandern, dort lebten Bekannte, er erhoffte sich ein besseres Leben. Nachdem er während der Arbeit äußerte, dass die Verstorbenen ganz offensichtlich gefoltert wurden, verschwand er einige Tage später. Jeder weiß es, niemand darf es sagen. Ein paar Wochen später wurde er beerdigt, angeblich Selbstmord…

Am Anfang denke ich: „Oh Gott, was sind denn das für Horrorgeschichten?! Können die wirklich stimmen?“. Jedoch gibt es davon leider viele. Viel zu viele. Und wahr sind sie leider auch.

Heute sieht die Lage anders aus. Man ist unzufrieden und man wählt vom Schlechten das Beste heraus. Das Beste ist in dem Fall der aktuelle Präsident. „Der Jetzige? Ich dachte, alles ist verboten??“ Ja, das stimmt ja auch. Das liegt aber daran, dass wir hier von einem Islamischen Staat reden – einer rein muslimischen Bevölkerung und Regierung. Wie schon erwähnt, geht es trotz allem recht locker zu. Natürlich gibt es sehr religiöse Gegenden wie beispielsweise Esfahan. Aber ebenso gibt es u. a. in Teheran die jungen Paare, welche Hand in Hand durch die Straßen ziehen und höchstwahrscheinlich nicht verheiratet sind. Mädchen mit Kopftüchern so tief, dass sie gerade noch vom Zopf am Hinterkopf gehalten werden. Die Nutzung der gefilterten Internetseiten. Dass all diese Dinge nicht bestraft werden, ist dem heutigen Landesoberhaupt zu verdanken. (Er selbst twittert jeden Tag – und Ja, auch Twitter ist natürlich gefiltert). Dennoch lebt man auf irgendeine Art riskant. Man ist gewillt Englisch zu lernen, um sich mit der vor allem westlichen Welt und Lebensart austauschen zu können. Das Kuriose ist, dass einige auch besser Deutsch als Englisch können. Man liebe Deutschland, man könne sich dort frei entfalten, sagen was man denkt, man habe dort ein besseres Leben, kaum Verbote eben. Wie wahr, wenn man mal als Deutscher im Iran war. Man lernt das Leben intensiver zu schätzen. Und nur nebenbei: als Deutscher ist man meist willkommener als andere Touristen, da man als Arier die gleichen Vorfahren habe und auf irgendeine Art miteinander verwandt sei. Das sei mal so dahinestellt.

Ein anderer Iraner, den wir in Esfahan kennenlernen durften, wurde in der Öffentlichkeit Hand in Hand mit einem Mädchen von der Polizei erwischt. Er wurde mit auf‘s Revier genommen und dessen Eltern wurden angerufen, um ihnen mitzuteilen, was der junge Mann da soeben getan hatte. Sind die Eltern streng gläubig, kann das schonmal stark zum Problem werden!

Bei Touristen sei man nicht so streng und die Polizei würde lediglich freundlich auf Verbote hinweisen. Da wir uns aber weitestgehend angepasst haben, hatten wir nie Probleme.

Offiziell politisch reden sollte man über den Iran eigentlich nie. Mit diesen Zeilen riskieren wir jedenfalls ein lebenslanges Einreiseverbot. Wer vor Ort politisch redet, kann verhaftet werden, seinen Job verlieren, oder je nach seinem Wissensstand auch einfach mal verschwinden und nie wieder auftauchen.

Wieder einmal denke ich lange darüber nach, wie unglaublich groß unser Glück ist, in Deutschland geboren zu sein. Jedoch denke ich auch wieder einmal darüber nach, wie es je dazu kommen konnte, dass sich Menschen anmaßten ein Stück Land ihr Eigen zu nennen, um auf irgendeine Weise Profit oder Macht zu erlangen. Weshalb werden Menschen unterschiedlich behandelt, nur weil sie an einem anderen Ort der Erde aufwachsen? Weshalb darf sich nicht JEDER seine Religion aussuchen? Den Platz an dem er lebt? Wen er liebt? Oder einfach zum Ausdruck bringen,was er denkt?

Für uns ist all das selbstverständlich. Für andere wäre ein großer Schritt schon die Einhaltung der normalsten Sache der Welt – die Einhaltung der Menschenrechte!!!

Christian

Komm, wir fahren nach Amsterdam!

Ich sitze auf der Couch eines Freundes-Freunds in Utrecht, welchen uns ein Kollege empfohlen hat. Ich blicke auf 1 ½ Wochen zurück, die sich wie 4 Wochen anfühlten. Morgen, 15.04.2017, geht unser Flieger in den Iran.

Flashback: Hannover

Zunächst einmal, trampen ist eine super Erfindung!!!!! Ganz ehrlich, es ist super witzig und spannend, so von A nach B zu kommen. So viel vorab.

Nachdem wir nun 4 Nächte bei und mit Anna‘s Schwester in Hannover verbrachten war es an der Zeit weiterzureisen. Couchsurfen stellt sich, wie bereits erwähnt, in Amsterdam recht schwierig dar, aber Lust das Städtchen zu besuchen, haben wir ja schon. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir auch keinen Plan, wie es nach Amsterdam weitergehen sollte. Wir wissen, dass wir von dort aus höchstwahrscheinlich irgendwo hinfliegen würden, aber weder wann, noch wohin. Das Einzige was wir wissen ist, dass 2 Freunde von uns vom 10.04. bis 13.04. ebenfalls in Amsterdam sein würden und für uns eine Unterkunft in einem Hotel organisieren könnten. Heißt für uns, die Zeit bis dahin überbrücken und über einen Flug ca. vom 13.04. an zu informieren.

Stundenlanges recherchieren und vergleichen. Leider wissen wir nun auch nicht mehr als vorher 🙂 Das ist aber nicht schlimm, wir haben ja Zeit.

Somit wollen wir die Zeit nutzen alte Bekannte und Freunde endlich mal wiederzusehen. Kurzfristig fragen wir Anna‘s alten „Malle“-Kumpel, welcher in einer 3er Männer-WG in Münster wohnt, ob er nicht zufällig Lust auf ein Wiedersehen habe. „Ich frage nur fix die Jungs, aber das sollte klargehen!“, erwidert Dennis.

Bleibt nun die Frage, wie kommen wir nun dahin? Wirklich trampen? Funktioniert das wirklich? Kann da nicht was passieren? Einfach fremde Leute fragen, ob sie uns ein Stück mitnehmen würden? Wir sind noch nie getrampt. Dementsprechend bin ich etwas aufgeregt, obwohl wir gelesen hatten, dass trampen doch ganz easy sein sollte. Anna ist die Entspannung in Person! „Ach klar, ich mach mir da keine Gedanken!“, sagt sie so einfach. Aber wir wollen es auf jeden Fall mal probieren, so schwer kann es nicht sein! Veränderungen beginnen immer außerhalb der Komfortzone, wir müssen es uns nur einfach mal ausprobieren.

Wir suchen uns eine nette Raststätte bei Hannover, welche an der Autobahn Richtung Münster liegt. Anna‘s Schwester ist so lieb und bringt uns in ihrer Mittagspause zu genannter Raststätte. Der Abschied fällt uns schwer, ab jetzt sind wir komplett auf uns allein gestellt, das letzte Familienmitglied verabschiedet, auf die Hilfe Fremder angewiesen. Irgendwie ein komisches Gefühl, welches ich nicht wirklich beschreiben kann.

Trampen – na dann schauen wir mal

Zwischen dem letzten Winken nach Anna‘s Schwester und dem ersten Einstieg ins ein fremdes Auto vergehen keine 3 Minuten! Ein Pärchen sitzt an einem Tisch und isst gemütlich eine Kleinigkeit. Wir fragen höflich, wohin die beiden fahren und ob sie uns ein Stück mitnehmen können. Und schon sitzen wir zum ersten Mal in einem fremden Auto! Man, bin ich aufgeregt. Nur gut, dass Anna weiterhin echt entspannt wirkt, das beruhigt mich ungemein!

Mustang dürfen wir fahren. Klar-was auch sonst 😀

Peter und Steffi bringen uns ein Stück Richtung Bielefeld, 2 weitere Autofahrten- Dortmund. Jetzt nur noch das Stück bis zu unserem Freund. Natürlich quatschen wir zufällig einen sehr netten Sozialarbeiter an, welcher so gar nicht in Richtung Münster muss, aber uns bis zu Dennis vor die Haustür fährt. Wahnsinn, wie toll Menschen sein können,wenn sie nur wollen. Herrliche Erfahrung und so verdammt easy! Läuft und dauerte auch wirklich nicht lange. Erleichterung macht sich breit, und ich denke irgendwie auch bei Anna. Wir schlendern durch Münster und verbringen unseren Abend bei wirklich vielen und netten Gesprächen mit Dennis in Bars.

Zwischenzeitlich können wir bei 2 alten Freunden aus Anna‘s Schulzeit in Reckenfeld bei Greven, nördlich von Münster, verbringen. Dort buchen wir auch den Flug nach Teheran.

Am nächsten Tag nimmt uns also ein Autofahrer direkt aus Münster nach Greven mit. Diesmal so richtig mit Schild am Straßenrand- Stufe 2 quasi 😉 Aber auch das dauert gerade mal 20 Minuten. Die nächsten 3 Nächte sind wir nun bei Anett und Tobi, erzählen viel, entspannen, gehen mit deren Freunden in den Biergarten und freuen uns sehr, dass wir die beiden nochmal sehen können. Immerhin war das letzte mal wirklich lange her gewesen. Danke für die schöne Zeit ihr zwei!

 

Flashback: Amsterdam

Mit Claudia und Martin, ein Paar aus Hannover, welche wir bitten uns Richtung Amsterdam mitzunehmen, haben wir dann die witzigste Fahrt! Drei Stunden voller lustiger und spannender Unterhaltungen. Die beiden machen Urlaub nördlich von Amsterdam. „Wenn es euch nicht stört, dass wir an Tulpenfeldern anhalten, könnt ihr gerne mitkommen.“ Natürlich stört uns das nicht, haben wir doch alle Zeit der Welt. So haben wir noch einen richtig schönen Tag und haben viel gelacht.

Am späten Nachmittag kommen wir in Amsterdam an, wo schon 2 Freunde auf uns warten. Hier nutzen wir die nächsten Tage und Nächte mit Sightseeing, Aufenthalten in diversen Parks und Coffeeshops, als auch traumhaften Spaziergängen vorbei an den Grachten in der Frühlingssonne. Was für eine wunderschöne Stadt!

Nachdem wir nun zum letzten Mal „Tschüss“ auf deutsch sagen müssen sind wir nun auf dem Weg nach Utrecht………

Christian

Vorbereitungen auf Hochtouren!

So langsam wird’s ernst!

Es verbleiben noch 7 Arbeitstage und wir stecken mitten in der Vorbereitung, denn bald soll es ja schon losgehen.
Wir haben bis heute noch keinen Flug, kein Beginndatum, kein erstes Reiseziel und fühlen uns dennoch gar nicht so unvorbereitet. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir noch gar nicht so recht realisieren, was da gerade passiert. Der Alltag sieht kaum anders aus als bisher, nur mit dem Unterschied, dass wir uns neben dem Job um Reiseequipment, Wohnungsräumung, Abschiedsfeier-Planung usw kümmern. Aber dennoch fühlen wir uns gut! Klar, etwas Aufregung steckt bereits in uns. Aber ich denke, die wird sich schneller steigern, als es uns lieb ist.

Die letzten Tage konnten wir von unserer Wohnungseinrichtung und unseren Klamotten einiges über Flohmärkte und Social Media loswerden, sodass wir langsam aber sicher einen Überblick bekommen. Die Auslandskrankenversicherung ist abgeschlossen, diverse Verträge (Handy-, Fitnessstudio, TV- etc.) laufen in naher Zukunft aus, die Wohnungsübernahme geklärt und die Wochenendplanungen laufen auf Hochtouren, da wir noch möglichst viel Zeit mit unserer Familie und Freunden verbringen möchten.

Seid gespannt, was als nächstes passiert!

Christian